Feines Gespür für Fahrkomfort.
SetraWorld Magazin

Feines Gespür für Fahrkomfort.

Fahrwerksabstimmung mit Berthold Merkle und Bernd Gutmann.

Was haben der „Popometer“ und die Wank-Nick-Bewegung gemeinsam? Ganz klar: Beides sind Hauptkriterien, mit denen Berthold Merkle und Bernd Gutmann den Fahrkomfort jedes Setra Omnibusses perfekt auf die jeweiligen Einsatzbereiche abstimmen. Genauer gesagt wählen sie anhand dieser Maßstäbe die optimalen Stoßdämpfer aus. Denn diese haben einen maßgeblichen Einfluss auf das komfortable Fahrgefühl – für die Gäste, aber auch für den Fahrer.

Versuchsingenieur Berthold Merkle und Techniker Bernd Gutmann steigen in die Setra ComfortClass S 511 HD für eine Probefahrt ein. Auf den ersten Blick scheint das Fahrzeug bereits voll besetzt mit Fahrgästen zu sein. Bei genauerem Hinsehen erkennt man jedoch: Hier simulieren Wasserpuppen die Passagiere. Anstelle der üblichen Koffer sind Sandsäcke im Bauch des Fahrzeugs untergebracht – aus gutem Grund, wie Bernd Gutmann erklärt: „Die Stoßdämpfer müssen die Last abfedern, deshalb machen wir unsere Tests mit unterschiedlichen Beladungen des Fahrzeugs, also leer, teil- und vollbeladen. Bei den Straßenverhältnissen suchen wir charakteristische Strecken für den Fahrzeugeinsatzzweck heraus, um auch den Worst Case zu prüfen, zum Beispiel Kopfsteinpflaster oder Plattenautobahnen mit Versatz.“ Bei diesen Messungen kommt der „Popometer“ zum Einsatz: das besondere Feingefühl in den Sitzmuskeln, das über den richtigen Stoßdämpfer entscheidet.

Experten für die Fahrwerksabstimmung: Berthold Merkle (li.) und Bernd Gutmann.

Experten für die Fahrwerksabstimmung: Berthold Merkle (li.) und Bernd Gutmann.

„Die Frage lautet: Nickt der Bus stark, wankt er oder ist er stößig?“

Vorbereitung zur Testfahrt: Gewichtige Ballastsäcke im Gepäckraum simulieren einen vollbeladenen Reisebus.

Vorbereitung zur Testfahrt: Gewichtige Ballastsäcke im Gepäckraum simulieren einen vollbeladenen Reisebus.

Dann geht es los. Der Setra setzt sich in Bewegung, die beiden Experten schauen gebannt durch die Windschutzscheibe. Die Frage lautet: Nickt der Bus stark, wankt er oder ist er stößig? „Wenn man hinten in der letzten Reihe sitzt, vorn hinausschaut und die Stoßdämpfer zu weich sind, dann geht die Front hoch und runter und der Horizont verloren. Durch dieses ‚Nicken‘ wird manchen Fahrgästen übel“, so Berthold Merkle.

Zu straffe Stoßdämpfer beeinträchtigen das Wohlgefühl der Fahrgäste, zu weiche das Handling des Fahrers und somit das Sicherheitsgefühl. „Wenn wir die Stoßdämpfer etwas straffer machen, aufs Fahrzeug abstimmen, muss der Fahrer weniger Lenkkorrekturen vornehmen, um seine Spur zu halten“, erklärt Berthold Merkle. „Bei den Testfahrten spüren wir sehr schnell, ob der Bus mehr Fahrkomfort oder mehr Stabilität benötigt.“ Genau diesen Spagat zwischen Komfort und Stabilität, einen Kompromiss aus beidem, suchen die beiden bei der Dämpferauslegung.

Messtechnik ist wichtig, aber Gespür und Erfahrung sind durch nichts zu ersetzen: Fahrwerksabstimmung will gekonnt sein.

Messtechnik ist wichtig, aber Gespür und Erfahrung sind durch nichts zu ersetzen: Fahrwerksabstimmung will gekonnt sein.

Messtechnik ist wichtig, aber Gespür und Erfahrung sind durch nichts zu ersetzen: Fahrwerksabstimmung will gekonnt sein.

Messtechnik ist wichtig, aber Gespür und Erfahrung sind durch nichts zu ersetzen: Fahrwerksabstimmung will gekonnt sein.

„Wir wollen das Fahrzeug so abstimmen, dass sich unsere Kunden und ihre Fahrgäste rundum wohlfühlen.“

Bernd Gutmann

Dieses besondere Gespür kann man nicht erlernen, eine gewisse Basis sollte schon angeboren sein - darin sind sich beide Experten einig. Hinzu kommt aber auch reichlich Erfahrung: mindestens drei Jahre mit fünf bis zehn Abstimmungen im Jahr. Diese Zeit ist notwendig, um ungefähr zu wissen, auf welche Details man achten muss, damit die Fahrzeuge in Serie gut laufen. Denn das ist der Sinn und Zweck dieser Tests. „Wir wollen das Fahrzeug so abstimmen, dass sich unsere Kunden und ihre Fahrgäste rundum wohlfühlen“, betont Bernd Gutmann. „Hier betreiben wir sehr großen Aufwand, um unsere Produkte im internationalen Markt abzuheben. Diese Workshops machen nicht viele Wettbewerber.“

Die Experten kennen sich deshalb sehr genau mit den Straßenverhältnissen in den verschiedenen Ländern aus. Bei der Wintererprobung zum Beispiel geht es vier Wochen lang im Team Richtung Skandinavien. Rund 5.000 Kilometer kommen dabei zusammen. „Man muss für diesen Beruf leben. Wenn man nicht gern Bus fährt, nicht gern reist und Extreme scheut, wird man nie das richtige Feeling bekommen“, so Berthold Merkle. Bernd Gutmann ergänzt: „Eine Affinität zum Produkt gehört einfach dazu. Bei uns und unseren Kollegen ist genau das der Fall. Die Leidenschaft für unsere Omnibusse ist bei allen in großem Maß vorhanden. So bewältigt man zusammen auch außergewöhnliche Erprobungen, zum Beispiel extreme klimatische Bedingungen.“