„Das war eine der herausforderndsten Aufgaben, die wir jemals hatten.“ Designer Vincent Thess arbeitet seit mehr als 20 Jahren im Design von Daimler Buses. Er ist mit dem Interieur von exklusiven Reisebussen ebenso vertraut wie mit dem von funktional ausgestatteten Linienbussen.
Offene Bühne für Fahrgäste.
Das Innenraum-Design der MultiClass 500 LE.
Herausforderung angenommen.
Die neue Setra MultiClass 500 LE aber war für ihn und das komplette Design-Team eine echte Herausforderung. Ein Low Entry ist als Überlandbus höchst kostensensibel. Hinzu kommt die einzigartige Komplexität der neuen Baureihe mit ihren vier Modellen. „Die MultiClass 500 LE ist unser Schweizer Taschenmesser“, so Thess.
Traditionell begann der Designprozess mit einer intensiven Konzeptionsphase. Thess: „Wir haben uns zunächst mit den Proportionen des Fahrgastraums beschäftigt und den Querschnitt studiert.“ Zu den ersten Entwicklungsschritten gehörten daher Luftkanäle und Gepäckablagen, denn „sie sind stilbildend“. Ein wesentliches Thema für ein harmonisches Erscheinungsbild des Fahrgastraums war ebenfalls die Anordnung der Längsrohre des Gerippes und der Haltestangen.
Gilt anderswo der hohe Vorderwagen eines Low Entry als optisches Handicap, so wählt Vincent Thess eine völlig andere Perspektive. „Die MultiClass 500 LE ist zweifellos etwas Besonderes, man hat mehr Luft für die Gestaltung. Es gibt quasi zwei Räume, den niederflurigen Vorderwagen und den Hochbodenwagen hinten. Das hat schon etwas Architektonisches.“
Das Farbkonzept gibt die Blickrichtung vor.
Die farbliche Gestaltung des Interieurs trägt wesentlich zum harmonischen Erscheinungsbild der neuen Setra MultiClass 500 LE bei. Eva Müller ist zusammen mit ihrer Kollegin Cordula Lambert zuständig für Color & Trim, sprich Farben und Materialien für den Innenraum. Lambert erklärt es: Da wäre oben die helle Decke, darunter die dunkle Struktur des Fensterbands, dann ein graues Band beginnend mit dem Cockpit über Radläufe und Seitenwandverkleidungen hinweg. Alles bewusst zurückhaltend. Eva Müller ergänzt: „Dadurch rücken die Stoffe der Sitzpolster in den Vordergrund. Sonst wüsste man nicht, wo man hinschauen sollte.“
Cordula Lambert betont die Großzügigkeit, egal ob man im Vorder- oder Hinterwagen sitzt: „Es gibt keine Sichteinschränkung, wir haben große Fensterflächen.“ Diese Großzügigkeit und Transparenz haben die Designerinnen weiter verstärkt. Die schwarzen Abdeckungen der Fenstersäulen lassen die Seitenfenster miteinander verschmelzen und beruhigen die Fläche, Fugen verschwinden. Dunkle Luftkanäle kaschieren Zusatzbauteile wie die Lautsprecher und lassen die helle Innendecke noch freundlicher wirken.
„Die neuen gläsernen Trennwände vermitteln eine optische Leichtigkeit.“
Neue Designelemente für mehr Wertigkeit.
Die neuen gläsernen Trennwände wirken luftig, transparenter und hochwertiger, sie vermitteln „eine optische Leichtigkeit“, so Eva Müller. Genaues Hinschauen lohnt sich, so nimmt die filigrane Bedruckung der Trennwände die Ziselierung der edlen Kässbohrer-Markenplakette auf. Damit entpuppt sich das attraktive Element als liebevolle Verbeugung vor der großen Tradition der Marke Setra. Auch der Markenschriftzug taucht an den Trennwänden auf.
„Wir haben jeden Baustein unter die Lupe genommen.“
Design, das sich nicht abnutzt.
„Wir haben jeden Baustein unter die Lupe genommen“, betont Vincent Thess. Er hat auch bei älteren Omnibussen genau hingeschaut, entdeckte dort nach deren langjährigem harten Einsatz Abnutzung an Ecken und Kanten. Seine Schlussfolgerung ist einfach: „Wenig Kanten bedeuten wenig Abnutzung“. Daher die neuen gewölbten Verkleidungen der Türmechanik, sie vermeiden unschöne Gebrauchsspuren. Gleichzeitig frischt ihre helle Oberfläche das Interieur der MultiClass weiter auf.
Für die farbliche Gestaltung des Fahrgastraums stehen Verkehrsunternehmen neben einer großen Varianz an Bestuhlungen und Layouts eine enorme Bandbreite an Materialien und Farben zur Verfügung. Ob Haltestangen, Stoffe oder die Verkleidungen der Seitenwände mit pflegeleichtem Schichtstoff oder robustem Nadelfilz, „es gibt ein großes Spielfeld“, sagt Eva Müller. Der Vorteil für die Betreiber: Das einheitliche Erscheinungsbild ihres Fuhrparks wird gewährleistet.
„Es gibt viele Möglichkeiten, Farbe in den Fahrgastraum zu bringen“, sagt Eva Müller, „aber es geht auch dezent mit Eleganz“. In der Vielfalt zeigen sich die Setra Gene des Low Entry: „Alles ist möglich“, so Cordula Lambert.
„Es gibt viele Möglichkeiten, Farbe in den Fahrgastraum zu bringen.“
Gestaltungs-Tipps von den Designern.
Was aber empfehlen die Gestalter für die Einrichtung der Setra MultiClass 500 LE? Vincent Thess: „Achten Sie auf die Farbgebung. Ein buntes Interieur erhöht nicht die Wertigkeit. Meine Empfehlung: Setzen Sie lieber auf zurückhaltende Farbakzente".
Eva Müller stimmt ihrem Kollegen zu: „Klarer Trend ist es, eine optische Ruhe in den Omnibus zu bringen.“ Sie rät dazu, sich bewusst für Farbflächen zu entscheiden. Also den Fokus entweder auf den Boden, die Sitze oder die Haltestangen zu legen. Ihr Tipp? „Nutzen Sie die bewusst gestaltete Serienausstattung als Kulisse, zum Beispiel für markant gemusterte Sitze.“
„Weniger ist mehr“, plädiert auch Cordula Lambert für mehr Zurückhaltung bei der Farbgestaltung. Ihr verblüffender und auch einleuchtender Hinweis: „Wir sehen die MultiClass als offene Bühne für die Fahrgäste, auf der sich alle wohlfühlen. Und die Farbe soll ja das Publikum hineinbringen.“