Busreisen als Kulturgut
SetraWorld Magazin

Busreisen als Kulturgut

Setra Kunde Andreas Hirsch über Markentreue, die gesellschaftliche Bedeutung und die Zukunft des Busreisens.

Anlässlich des 70-jährigen Setra Jubiläums spricht Geschäftsführer Andreas Hirsch (59) über die Entwicklung und die gesellschaftliche Bedeutung des Busreisens. Und er wagt einen Blick in die Zukunft des Reisens mit dem Omnibus.

Herr Hirsch, das Familienunternehmen Hirsch-Reisen, das Ihr Vater Heinold Hirsch 1948 gründete und das Sie heute gemeinsam mit Ihrem Bruder Mathias leiten, ist seit rund 60 Jahren treuer Setra Kunde und hat seither 73 Setra Reisebusse erworben. Wie kam es zu dieser langen und noch immer anhaltenden Treue zur Marke Setra?

1963 erwarb mein Vater den ersten Setra, einen S 12. Damals führten die ersten Reisen nach Paris und nach Italien. Danach folgte zunächst rund alle zwei Jahre ein neuer Setra Bus, mit wachsendem Fuhrpark später auch mehrere Setras pro Jahr. Ich selbst habe während meiner Ausbildung zum KFZ-Mechaniker 1982 ein Praktikum bei Setra in Ulm gemacht. Dort habe ich viel darüber gelernt, wie diese Busse entstehen. Diese Erfahrung verbindet mich mit der Marke Setra. Aber selbstverständlich spielt bei unserer Entscheidung für Setra das Thema Wirtschaftlichkeit eine Hauptrolle. Wir sind ein sehr kostenbewusstes Unternehmen und haben festgestellt, dass wir mit Setra Reisebussen dank ihrer Zuverlässigkeit und des guten Werterhalts sehr wirtschaftlich fahren. Und nicht zuletzt sind es die Markenvertreter vor Ort, deren Engagement und Persönlichkeit zu einem Vertrauensverhältnis führen. Gerade für Familienunternehmen wie Hirsch-Reisen ist so ein persönliches Verhältnis wichtig. Die Summe aus Vertrauen in die Marke, guter Betreuung und einem guten, wirtschaftlichen Produkt hat letztlich dazu geführt, dass wir seit den 1990er-Jahren nur noch Omnibusse von Setra kaufen, weil es für uns die beste Wahl ist.

Busreisen als Kulturgut

Der erste Setra S12 im Fuhrpark von Hirsch-Reisen, 1964 mit Fahrer Egon Christmann vor dem Kolosseum in Rom.

„Wir haben festgestellt, dass wir mit Setra Bussen dank ihrer Zuverlässigkeit und des guten Werterhalts sehr wirtschaftlich fahren.“

Andreas Hirsch, Geschäftsführer Hirsch-Reisen

Was macht für Sie einen guten Reisebus aus?

Betriebssicherheit und Fahrsicherheit. Ein Bus muss zuverlässig funktionieren. Zugleich sind die aktive und passive Sicherheit der Fahrzeuge entscheidend. Gerade in diesem Bereich ist Setra seit vielen Jahren vorne dabei – Avantgarde möchte ich sagen. Sowohl bei den elektronischen Systemen wie dem Notbrems-Assistenten ABA 4, dem Spurassistent oder dem Abstandregeltempomat, wie auch beim passiven Schutz von Fahrer und Passagieren, etwa durch den in die Gerippestruktur integrierten Front Collision Guard. Doch das Wichtigste, was einen guten Reisebus ausmacht, ist die Klimatisierung. Hier hat Setra viel Aufwand betrieben, um ein gutes, zugfreies Klima mit nur einem Grad Differenz von vorne bis hinten zu schaffen.

Wie hat sich aus Ihrer Sicht das Busreisen in den letzten Jahrzehnten verändert?

Rückblickend muss ich leider feststellen, dass wir heute noch immer für ein gutes Image der Busreisen kämpfen müssen. Es ist der Branche in dieser Zeit nicht gelungen, ein positives, hochwertiges Image aufzubauen. Erst das Aufkommen der Fernbusse und die damit verbundene Öffentlichkeitsarbeit der großen Anbieter haben es geschafft, in der Bevölkerung, in der Politik und in den Medien Busreisen in einer Art darzustellen, die begeistert. Dadurch ist ein Bewusstsein entstanden für den Bus als umweltfreundliches Verkehrsmittel, mit dem man sicher und komfortabel von A nach B kommt. Dazu kommt der Austausch mit anderen Busreisenden über das gemeinsam Erlebte. Das ist etwas, das bei Individualreisen nicht in dem Maße stattfindet. Die Gemeinschaft, der Austausch und das Kennenlernen anderer Menschen ist ein wichtiger Aspekt des Busreisens. Kulturreisen mit dem Bus erweitern den Horizont und tragen zu einem guten gesellschaftlichen Miteinander bei. 

„Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, den Omnibus für alle attraktiv zu machen.“

Andreas Hirsch, Geschäftsführer Hirsch-Reisen

Busreisen ist also wichtig für die Gesellschaft?

Selbstverständlich. Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, den Omnibus – das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „für alle“ – auch für alle attraktiv zu machen, weil es ein hervorragendes Vehikel ist, um den Horizont zu erweitern in einer überschaubaren Gruppe. Kein Massentourismus, sondern eine gesunde Mischung an Menschen, die aus gleichgerichtetem Interesse etwas Neues erfahren, etwas lernen wollen. Kulturreisen leisten einen wichtigen Beitrag für mehr Bildung, für Völkerverständigung, für das gesellschaftliche Miteinander und für das Glück der Menschen. Es ist wirklich so: Unsere Gäste sind glücklich, wenn Sie von einer Reise zurückkommen. 

Wie sieht die Zukunft des Busreisens aus?

Die Corona-Pandemie hat die gesamte Branche ausgebremst und es wird noch Jahre dauern, bis sich das wieder normalisiert. Zugleich hat die Reisebranche in der Pandemie beispielhaft gearbeitet, ihre Kunden zurückgeholt, Vorauszahlungen zurückerstattet. Darauf konnten Individualreisende, die mit dem Auto fahren oder ihre Flüge und Unterkünfte im Internet zusammensuchen, nicht vertrauen. Dennoch wird diese Gruppe auch in Zukunft einer unserer größten Wettbewerber sein. Aber auch das virtuelle Reisen – mit Virtual-Reality-Brille im eigenen Wohnzimmer – wird künftig dem Busreisen mehr und mehr Konkurrenz machen. Allerdings zu einem hohen ökologischen Preis, denn das Internet hat einen enormen Energiebedarf. Überhaupt spielt die Klimakrise, aber auch die Erfahrungen aus der Pandemie dem Busreisen eher in die Hände. Die Erkenntnis, dass der Bus viel umweltfreundlicher ist als das Flugzeug, dass es nicht immer ferne Länder sein müssen, sondern auch mal Ziele in Deutschland, spielt dabei ebenso eine Rolle, wie das Bedürfnis, nach den Kontaktbeschränkungen nun wieder mit anderen Menschen gemeinsam etwas zu erleben. Gerade wegen seiner Nachhaltigkeit und wegen der gesellschaftlichen Aspekte sehe ich auch in Zukunft einen Markt für Busreisen mit kulturellem Anspruch.

Andreas Hirsch, Geschäftsführer Hirsch-Reisen

Andreas Hirsch leitet gemeinsam mit seinem Bruder Mathias das Karlsruher Reiseunternehmen Hirsch-Reisen in zweiter Generation. Kulturreisen mit dem Bus stehen seit je her im Mittelpunkt des Reiseprogramms.

70 Jahre Setra – für Hirsch-Reisen in Karlsruhe eine willkommene Gelegenheit, im eigenen Archiv zu recherchieren. Mehr als 70 Setra Reisebusse hat der Spezialist für Kulturreisen in dieser Zeit erworben. 

Busreisen als Kulturgut

Mit einem ehemaligen Sanitätslaster der US-Armee begannen Heinold Hirsch und seine Schwester Esther nach dem Krieg, Kulturreisen anzubieten.

Busreisen als Kulturgut
Busreisen als Kulturgut

Auch Wanderreisen gehören zum Programm von Hirsch-Reisen. In den Ardennen lenkt Fahrer Rocco Pflugbeil seinen Setra S 515 HD auf den Zentimeter genau durch eine enge Schlucht.

Busreisen als Kulturgut
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Christa Hirsch, die Mutter der jetzigen Geschäftsführer Mathias und Andreas Hirsch, vor einem Setra S 215 HD im Jahr 1982.

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Im April 2017 reiste eine ganze Gruppe Stammkunden zur Übergabe der neuen ComfortClass Setra S 515 HD nach Neu-Ulm.

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Schon früh gehörten Paris und das nahe Versailles zu den beliebten Zielen von Hirsch-Reisen.

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